Nach der Tragödie -
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Rudolfs Ableben hinterlässt auch am Kaiserhof tiefe Spuren. Jeder versucht, das Geschehene auf seine eigene Art und Weise zu verarbeiten.
Kaiserin Sissi, vom Tod ihres Sohnes schwer getroffen, zieht sich mehr und mehr zurück. Als Zeichen der Trauer trägt sie von jenem Moment an nur mehr schwarze Kleidung. Bei Rudolfs Selbstmord ist die Kaiserin 51 Jahre alt, sein Tod stellt eine schwere Zäsur für sie dar. Sie gibt sich selbst die Schuld an Rudolfs Freitod und bereut es, ihrem Sohn zu seinen Lebzeiten nicht genug Zeit gewidmet zu haben. Der liebevolle Abschiedsbrief des Thronfolgers erleichtert ihr eine nachträgliche Idealisierung ihres verlorenen Kindes.
Bald gilt auch sie insgeheim als geisteskrank. Die alte Prophezeiung, wonach die Reihe der Habsburger mit einem Rudolf begonnen habe und mit
einem Rudolf enden werde, nimmt sie ernst. Mit wenigen Begleitern reist sie fortan als „mater dolorosa“ inkognito durch Europa – bis zu ihrem gewaltsamen Lebensende im Jahre 1898.
Kaiser Franz Joseph findet Trost in seiner Arbeit. An seine Vertraute Katharina Schratt schreibt er kurz nach Rudolfs Tod:
„Ich bin täglich mit der Kaiserin über eine Stunde im Garten spazieren gegangen. Sie ist, Gott lob, wohl, aber mit der traurigen Stimmung will es nicht besser werden. Montags gab ich wieder zum ersten Male Audienzen, deren Zahl ziemlich groß war. (…) So kommt man nach und nach wieder in die früher gewohnte Lebensweise.“